Manchmal ist im Tango das Wichtigste nicht der Schritt.
Sondern die Stille dazwischen.
Wie die Musik atmet.
Wie sich die Umarmung weicher anfühlt.
Wie zwei Körper innehalten, nicht, weil sie vergessen haben,
sondern weil sie fühlen.
Tango bedeutet nicht, jeden Schlag zu füllen.
Es bedeutet, mutig genug zu sein, Raum zu lassen.
Denn in diesem Raum tritt die Wahrheit hervor.
Du spürst sie im Gewicht einer Hand.
In der Verschiebung einer Achse.
Im Zittern vor einem Schritt, der noch nicht gekommen ist.
Niemand bringt dir diesen Teil bei.
Er steht in keinem Lehrplan.
Aber er ist alles.
Tango lehrt dich, über Worte hinaus zuzuhören.
Zu spüren, wenn sich jemandes Energie, auch nur leicht, verändert.
Zögern wahrzunehmen, nicht, um es zu beheben,
sondern um es zu halten.
Gefühle zu erkennen im kleinsten Nachlassen von Spannung.
Darum bewegt uns der Tango.
Nicht, weil er glänzt,
sondern weil er uns sieht.
Auch wenn wir nicht sprechen.
Auch wenn wir nicht wissen,
wie wir das, was wir tragen, erklären sollen.
Und manchmal, nur für eine Tanda,
musst du nicht stark sein,
nicht klug,
nicht charmant.
Du musst einfach da sein.
Atmend. Zuhörend. Spürbar.
Das allein kann heilend sein.
Wenn du heute Abend nichts anderes tust,
als stillzustehen und die Gegenwart eines anderen zu fühlen,
wenn alles, was du gibst,
dein ehrliches, unvollkommenes Selbst ist,
dann ist das genug.
Im Tango ist das alles.
Gefunden bei Dimitris Bronowski, Autor der Bücher ‘Tangofulness: Verbundenheit, Bewusstsein und Bedeutung im Tango entdecken’, ‘Briefe an einen Tanguero’, und ‘Wenn die Umarmung flüstert’.